Vieles geht mir durch den Kopf, während ich durch die Baumschulkulturen streife: Da gehe ich einer seit 3000 Jahren bekannten Jagdart nach und finde mich immer häufiger in Landschaften wieder, in denen der Mensch seine unübersehbaren Spuren hinterlassen hat.
Eingezäunte Baumschulen, Gewerbegebiete, alte Fabrikgelände, Wind- und Solarparks: das sind die Orte, an denen man heute bevorzugt Falkner antrifft. Gleichsam einem lebenden Anachronismus sieht man die Beizjäger mit ihren Vögeln in der Kulturlandschaft stehen. Die Falkner werden von der Hoffnung getrieben, dass sich die scheuen Habichte von Auto und Bagger nicht allzu sehr irritieren lassen, dass irgendwo ein Kaninchen springt und dass das Risiko, das von Sicherheitszäunen und Glasfassaden ausgeht, kalkulierbar ist.
Doch nun ist keine Zeit kulturpessimistischen Trübsal zu blasen. Ich bin meinem Vogel gegenüber verpflichtet und berufen, ihm heute jagdliche Gelegenheiten zu verschaffen. Und so stöbern und treiben wir. Wir suchen mit den Hunden die Bauten der Kaninchen und lassen die Frettchen arbeiten.
Selbst mein Falknerkollege Wolfgang, der mit seinem alten Habichtsweib in der Regel jedes Kaninchen fängt, das irgendwo auf den Läufen ist, tut sich schwer. Sein Habichtsweib, das bereits zu Beginn der Saison auf den ostfriesischen Inseln binnen fünf Tagen über 70 Kaninchen gefangen hat, patzt ein ums andere Mal: Drei Flüge, dreimal daneben.
Wir verlassen die Baumschule und streifen durch einen lockeren Eichenbestand. Ein Kanin springt, Wolfgang ruft erneut „Habicht frei!“. Dieser Ausruf des Beizjägers signalisiert die beginnende Jagd und ist gleichsam Mahnung für andere Falkner: kein zweiter Vogel darf jetzt losgelassen werden. Eine Konfrontation der Vögel auf der Beute muss um jeden Preis vermieden werden.
Jagd mit den Habichten: Auf Beizjagd mit dem Orden Deutscher Falkoniere
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